Wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten - die (R)Evolution

Veröffentlicht am: 04. Dezember 2019

Eine technische Neuerung jagt die nächste. Doch wie gehen wir Menschen damit um? Dafür gibt es sicherlich verschiedene Wege mit vielfältigen und kleinen Nuancen: angefangen beim technik-begeisterte Menschen, der gar nicht genug von der technischen Evolution bekommen kann, über die Menschen, die sehr genau abwägen was sie wirklich brauchen und wollen, bis hin zu den Menschen, die am liebsten alles genau so belassen, wie es auch bisher immer war. Doch vor einigen Veränderungen können wir uns nicht verstecken. Woher kommt die Ablehnung oder die Neugier, wie sind wir Menschen bisher damit umgegangen und wie können wir in Zukunft damit umgehen? Dieser Artikel bietet einen kurzen Überblick über das, was war, und einen kleinen Ausblick auf das Thema Robotic Process Automation (RPA) und wie wir mit dieser Revolution umgehen können.

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Die Angst vor technischen Entwicklungen

Angst, oder auch Furcht. Eine Emotion, die in einer bedrohenden Situation in uns aufkommt. Laut Wikipedia können „erwartete Bedrohungen, etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes“ Auslöser für das Gefühl „Angst“ sein. Angst ist die Emotion, die uns als Schutzfunktion am stärksten zum Handeln treibt. Und das ist evolutionstechnisch gesehen gar nicht so verkehrt, denn wären wir heute hier, wenn wir vor etwa 200.000 Jahren furchtlos dem Säbelzahntiger entgegengeblickt hätten? Vermutlich nicht. Unsere Ängste haben uns von Anbeginn der Menschheit das Überleben gesichert. Und genau dieser Mechanismus ist uns bis heute geblieben, auch wenn wir in unserem normalen Umfeld eher keine Angst mehr haben müssen, von einem wildgewordenen Tier getötet zu werden. Angst zu haben ist genetisch tief in uns verwurzelt. In diesem Beitrag wollen wir uns diese Angst in Bezug auf den technologischen Wandel genauer ansehen.

Dafür gehen wir einen kleineren Schritt zurück: in die Zeit der Entwicklung der Dampfmaschine, dem Vorgänger der Elektro- und Verbrennungsmotoren. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts löste sie im Steinkohlebergbau die mechanischen Antriebe der Wasserpumpen, die bis dahin mit Wasserrädern angetrieben wurden, ab. Auf Basis der Dampfmaschine wurde dann im 19. Jahrhundert die erste Lokomotive in Betrieb genommen, die von diesem Moment an Zugpferde und Pferdeknechte in Kohlegruben überflüssig machte. Bereits damals war die Angst vor dem technischen Fortschritt und seinen Folgen für die Menschen groß. Bei der Einweihung der Bahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth im Jahr 1835 predigte ein Pfarrer, die Eisenbahn sei ein Teufelsding und man solle nicht mit der Bahn fahren, da man bei dem Tempo durch die vorbeirauschende Landschaft bewusstlos oder wahnsinnig werden könne.

Erfindung Eisenbahn

Doch es kam alles anders: durch die Erfindung der Eisenbahn sind zwar einige Arbeitsplätze weggefallen, aber es entstanden zeitgleich viele neue, attraktivere Arbeitsplätze, fernab der Plackerei im Dreck und auf den Feldern für einen Hungerlohn. Denn dank der Bahn konnten die Menschen nun problemlos aus den Dörfern in die Städte kommen, um dort beispielsweise andere Berufe zu erlernen als diese, die sie bisher auf dem Land lernen und ausüben konnten.

Erfindung Telefon

Dann folgte 1861 die Erfindung des Telefons. Und auch hier bekam die eigentlich bahnbrechenden Erfindung mächtig Gegenwind, denn die Wissenschaftler, Reichen und Mächtigen wussten zuerst nicht, was sie mit diesem Ding anfangen sollen – es sei eine unnütze Spielerei. Und auch die Bürger hatten Bedenken bei dem Nutzen des Telefons. Es sei eine Erfindung, um die Polizei zu unterstützen, die nun problemlos alle Telefonate abhören könne. Heutzutage können wir uns ein Leben ohne Telefon nicht mehr vorstellen. Es hat uns miteinander vernetzt und beschleunigt die Kommunikation im privaten und im beruflichen Alltag immens – stellen Sie sich vor, Sie müssten für eine Antwort auf eine geschäftliche Anfrage meist tagelang auf die Post warten.

Selbes Spiel – andere Erfindung. 1886 kam das Auto, und das wurde auch erstmal verteufelt. Die Menschen flohen regelrecht vor der lauten Bestie und Kaiser Wilhelm II sagte daraufhin „Ich glaube an das Pferd, das Auto ist nur eine vorübergehende Erscheinung“ (Quelle: Süddeutsche.de).

Wenn er sich da mal nicht geirrt hat…  Ende 2019 beträgt die Anzahl der Autos auf der Welt bereits 1,3 Milliarden! Und die Zahl wächst stetig.

Unsere Vorfahren erlebten innerhalb von kurzer Zeit eine Vielzahl großer Erfindungen, die ihren Alltag auf den Kopf stellten. Innerhalb vergleichbar weniger Jahre wurde alles, was jahrhundertelang bestand hatte, schneller und besser gemacht. Elektrisches Licht machte die Nacht zum Tag, die Kommunikation wurde durch Telefone immer einfacher, die Städte wuchsen rasant an und der Verkehr wurde immer schneller. Das wiederum löste eine nie dagewesene Reizüberflutung aus, an die man sich erstmal gewöhnen musste – was im Übrigen einige Parallelen zum digitalen Wandel hat. Denn auch wir sind im täglichen Leben einer nie dagewesenen Reiz- und Informationsüberflutung durch die digitalen Medien ausgesetzt und müssen erst lernen, diese Reize und Informationen einzuordnen und für uns zu priorisieren. Keine leichte Aufgabe, wie der ein oder andere hier sicherlich weiß.

Das Bedürfnis nach Sicherheit

Die menschlichen Bedürfnisse lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Ein Bereich – und zwar der für diesen Artikel relevante – sind die produktiven Bedürfnisse, insbesondere das Bedürfnis nach der Lebenssicherung. In der Darstellung der menschlichen Bedürfnisse in der Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow ist dieses Bedürfnis auf der 2. Stufe gleich nach den physiologischen Grundbedürfnissen, die uns das Überleben sichern, angesiedelt.

Jede große Veränderung in unserem Leben nimmt uns erstmal das Gefühl der Sicherheit, egal, ob uns der vorherige Zustand glücklich oder vielleicht sogar unglücklich gemacht hat. Wir Menschen sind eben Gewohnheitstiere. Durch Gewohnheiten sparen wir Energie und Zeit, da wir nicht ständig alles neu abwägen, bewerten und annehmen müssen. Gerade bei großen Veränderungen können wir die gesamte Auswirkung der neuen Situation auf unser Leben meist gar nicht überblicken. So lösen die meisten großen Änderungen wie zum Beispiel der berufsbedingte Umzug in eine andere Stadt erstmal Ablehnung in uns aus, da wir uns ja in unserem aktuellen Umfeld gut auskennen und nicht so genau wissen, was uns erwartet. Dazu kommt, dass wir für Risiken und Gefahren empfänglicher sind als für positive Möglichkeiten und so dazu tendieren, uns zuerst das schlimmste denkbare Szenario auszumalen. Verluste wiegen mehr als Gewinne, und somit ist die Angst vor dem potentiellen Jobverlust größer als die Freude über die potentielle Erleichterung in dem Job – ein ganz zentraler Punkt beim Thema Automatisierung.

Die Roboter kommen

Zurück zum Thema: vor einigen Jahren nahmen mechanische Roboter Platz in den Fabriken dieser Welt ein. Was im ersten Moment aussah wie die größte Bedrohung der Arbeitsplätze vor allem im Bereich der Fertigung, entpuppt sich mehr und mehr als sinnvolle Komplemente. Denn Mensch und Maschine ergänzen sich hervorragend! So können Roboter den Teil der Arbeit erledigen, der für den Menschen bislang ergonomisch besonders unvorteilhaft oder aufgrund der Arbeitsbedingungen sogar gefährlich war. Arbeiten, die sich wiederholen, monoton und damit auch langweilig sind, will kaum noch ein Mensch täglich ausführen. Außerdem bieten Roboter in Zeiten von volatilen Märkten und kurzen Produktlebenszyklen den Vorteil der flexibel skalierbaren Produktion, wodurch die Unternehmen schneller auf Änderungen am Markt reagieren können. Denn Roboter können in kurzer Zeit umprogrammiert oder, in besonders schlechten Zeiten, auch mal abgeschaltet werden. Das macht die Unternehmen, die Roboter einsetzen, wettbewerbsfähiger, wodurch sie am Ende im heutigen stark umkämpften Business eher überleben und ihren Mitarbeitern wiederum den Arbeitsplatz sichern können.

Und nun werden auch so manche Aufgaben außerhalb der Fabrikhallen durch den Einsatz von Robotern erleichtert: durch Software-Roboter und Robotic Process Automation. Doch auch hier besteht kein Grund zur Sorge! Denn erste Studien ergaben bereits: Auch die Digitalisierung vernichtet nicht einfach Arbeitsplätze. Vielmehr schafft sie auch neue – und dies nicht nur in der IT Branche. Juristen können sich vermehrt auf IT-Recht spezialisieren, zahlen-affine Menschen werden als Data Scientists benötigt und diejenigen unter uns, die schon immer eine Horde Mitarbeiter führen wollte, würden sich vielleicht in der Rolle eines Prozessautomatisierungs-Experten wohlfühlen, der die Roboter-Workforce managed.

RPA in der Logistik-Branche

Und ja, so ehrlich wollen wir sein: Repetitive Aufgaben und monotone Arbeitsschritte werden den Mitarbeitern durch RPA „weggenommen“ – aber dafür bekommen sie mehr Zeit und mehr Freiraum um wertschöpfende Aufgaben umzusetzen und sich zu spezialisieren. Warum also das Thema RPA gleich zerreden, bevor intensiv beleuchtet wurde, was der RPA-Kollege einem selbst tatsächlich wegnehmen kann und wie der eigene Arbeitsalltag dann wirklich aussehen wird? Und seien wir doch mal ehrlich: wer von uns hätte nicht gerne einen kleinen Assistenten an der Seite, der einem die nervigen und zeitraubenden Tätigkeiten wie zum Beispiel die Stammdatenpflege einfach abnimmt, damit wir wieder Zeit für kreativere und mental fordernde Aufgaben haben, die wir ja eigentlich mal gelernt haben?

Wohin geht der nächste Schritt? Wir werden sehen… Aktuell wird viel rund um die Neugestaltung der Arbeitszeitmodelle – weg von der 5-Tage-Woche hin zur 30-Stunden-Woche – diskutiert. Wenn wir trotzdem noch unseren Lebensstandard erhalten oder sogar noch verbessern könnten, dann wären das ja keine schlechten Aussichten!

Fazit

Jede größere Erfindung lässt uns erstmal innehalten und zweifeln. Aber das ist ganz normal! Doch die Geschichte hat gezeigt, dass die meisten bahnbrechenden Neuerungen durchaus Verbesserungen für unser Leben mit sich brachten.

Also machen Sie sich frei von allen Vorurteilen und den verwurzelten Sorgen und bleiben Sie offen für Veränderungen! Neben den ganz sachlichen und faktischen oben aufgeführten Gründen kann man natürlich auch mal in die emotionale Ecke abdriften: Denken Sie doch mal bei dem Stichwort „Roboter“ an C-3PO oder R2-D2, die beiden sympathischen Roboter aus der berühmten Star Wars Saga. Oder Johnny 5 aus dem Film „Nummer 5 lebt!“, der sogar Gefühle entwickelt und sich mit einem Menschen anfreundet. Oder Wall-E, der vermutlich niedlichste Film-Roboter aller Zeiten! Er räumt die Erde auf und verliebt sich dabei unsterblich in einen fliegenden Roboter namens Eve. Diese Liste könnten wir vermutlich noch lange weiterführen. Roboter sind nun eben nicht gleich furchteinflößend, sondern können auch niedlich sein 😉

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