Der HIPPO-Effekt und wie man ihn umgeht

Veröffentlicht am: 10. Mai 2021

Hinweis: Wir verzichten aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen und verwende das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter (d/m/w). 

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Wer schreibt hier?

Dr. Benjamin Franz ist Geschäftsführer und Senior Usability & User Experience Designer bei der Custom Interactions GmbH – einer Agentur für Usability, User Experience und User Interface Design.

Custom Interactions – www.custom-interactions.com

Durch die Corona-Krise hat die Digitalisierung in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft einen rasanten Sprung nach vorne gemacht. Dinge, die vor zwei Jahren noch undenkbar waren, funktionieren plötzlich. Das hat für alle Seiten große Herausforderungen, aber auch große Vorteile mit sich gebracht.

Gleichzeitig haben sich damit digitale Lösungen noch weiter verbreitet, als es vorher schon der Fall war. Personen, die vorher weitgehend papierbasiert gearbeitet haben, sind mit neuen digitalen Lösungen in Kontakt gekommen und haben sich eine neue Welt erschlossen.

Für Anbieter von digitalen Lösungen bietet sich nun ein größerer und aktiverer Markt als jemals zuvor.

Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Nutzer genauso sprunghaft wie die Digitalisierung zunimmt. Lösungen müssen jetzt besser als je zuvor sein und sich nahtlos in den Alltag der Nutzer einfügen. Der Wettbewerbsdruck steigt und die Bereitschaft der Nutzer, eine andere Lösung auszuprobieren und zu wechseln ebenfalls. Dadurch stehen IT-Anbieter vor der Schwierigkeit, frühzeitig zu entscheiden, welche Produktideen gute Marktchancen haben und diese dann auch noch wirtschaftlich und begeisternd umzusetzen.

Die Entscheidung für oder gegen eine Produktidee fällt aber leider oft noch durch den HIPPO-Effekt: Man folgt also der highest paid person’s opinion. Das kann funktionieren, muss aber nicht. Zu oft passiert es, dass die wahren Bedürfnisse und die wahren Wünsche der Kunden verborgen bleiben und ein Produkt entsteht, das nicht gut ist oder zumindest nicht so gut, wie es sein könnte. Im Zeitalter von zunehmender Konkurrenz keine starke Ausgangsbasis das eigene Unternehmen zu sichern oder gar zu vergrößern.

Wie begegnet man nun dem HIPPO-Effekt?

Wir von Custom Interactions hatten bereits die Chance, den HIPPO-Effekt in vielen Projekten und in den unterschiedlichsten Unternehmen zu beobachten. Aufgrund unserer Erfahrungen konnten wir eine erfolgreiche Methode gegen den HIPPO-Effekt entwickeln: Data Driven UX Design (3DUX®).

Data Driven UX Design stellt eine Alternative zum Bauchgefühl dar und gibt Entscheidern in Unternehmen eine Methodik für fundierte Entscheidungsfindung an die Hand. Data Driven UX Design schafft gezielt Daten oder nutzt bereits vorhandene Daten, um Entscheidungen für oder gegen Produktideen zu treffen und bestehende Ideen zu optimieren. Hierbei wird die Idee für das neue Geschäftsfeld zunächst anhand der Kritikalitäts- und Datenmatrix beurteilt, um die Art und Menge der benötigten Daten zu identifizieren.

Welche Daten gibt es?
Flexibilitäts- & Kritikalitätsmatrix

Eine anschließende Gap-Analyse stellt sicher, dass die Lücken zur fundierten Entscheidungsfindung offenbart werden. Danach setzt Dara Driven UX Design auf die schnelle Erhebung der fehlenden Daten. Hierbei kommt unsere Methodik des Fast Idea Testings zum Einsatz, bei der Geschäftsideen bzw. deren Umsetzung anhand eines Comics visualisiert werden.

Der große Vorteil ist, dass das Problem, das gelöst werden soll, sowie die eigentliche Lösung zu einem Zeitpunkt dargestellt werden können, an dem noch keine Entwicklungs- oder Designarbeit verrichtet wurde.

Anschließend ermöglicht der Comic zielgerichtete Nutzerbefragungen und somit die Möglichkeit, früh echte Daten zum angedachten Geschäftsfeld zu erhalten, die dann in die Entwicklung einfließen können.

Comic zur Nutzerbefragung

Der Vorteil liegt klar auf der Hand: mit Data Driven UX Design sind Sie in der Lage, Ideen früh im Entstehungsprozess zu evaluieren und gegebenenfalls nachzujustieren. Somit kann das verfügbare Entwicklungsbudget in die geschärfte Idee gesteckt, und das Risiko einer Fehlentscheidung aufgrund des Bauchgefühls drastisch reduziert werden.

Wie auch Sie das umsetzen können, zeige ich Ihnen an einem Beispiel aus der Wirtschaft mit Tipps zum direkten Start: https://youtu.be/nVvKVBImgWw

Learning aus dieser Perspektive

Corona oder auch andere neue Situationen machen es auf einmal notwendig, Dinge anzugehen, die bereits länger angedacht waren und jetzt dringend werden. Dies birgt die Chance, schnell zu agieren und sich fokussiert diesem Thema zu widmen. Jedoch ist wie immer überlegtes Handeln gefragt, um nicht jetzt etwas umzusetzen, was sich nach einer gewissen Zeit zum Reinfall entpuppt – sei es ein neu auf dem Markt eingeführtes Produkt, das nicht zu Ende gedacht ist, oder unternehmensintern eine neue Anwendung wie ein ECM, das einfach schnell implementiert werden soll. In jedem Fall sollte nicht nur auf die Meinung des HIPPOs geachtet werden. Eine solide Datenbasis und das Commitment aller Betroffenen bilden das Fundament einer gelungenen Neuerung – egal, ob eines neuen Produktes, der internen Umstrukturierung oder einer neuen Software wie einem ECM. Nehmen Sie sich trotz der Eile genügend Zeit, holen Sie alle Betroffenen ins Boot, suchen Sie sich dafür auch Vertreter der zukünftigen Käufer bzw. Nutzer und machen Sie sich intensiv Gedanken darüber, was diese sich von der Neuerung erhoffen.

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